Die Rechte der Natur sind auf dem Vormarsch. Nun wurden sie in einem weiteren Land des Westens etabliert, ein weiteres Vorbild für Bürger auf der Welt mit kommunalen Mitteln die Natur zu beschützen. Es geht um Demokratie, Natur, Geschichte und eine gerechte Zukunft.
In Kanada hat die kommunale Politik von Minganie und der Innu Rat der Ekuanitshit dem Fluss „Magpie River“ in Côte-Nord (Quebec) am Dienstag als juristische Person anerkannt. Demnach werden dem Fluss neun rechte zuerkannt sowie mehrere Vertreter zur Sicherung dieser Rechte des Flusses berufen. Dieser Schritt folgte den Enthüllungen von Emails von Hydro-Quebec, in denen sie entgegen ihrer Versprechungen keine weiteren Dämme zu bauen die Ausweitung dessen Schutzes verhindern wollten.
Der knapp 300 km lange Fluss reicht bis zu den Great Lakes an der Grenze zu den USA und ist einer der bekanntesten Rafting Flüsse der Welt. Am Ende des 20 Jh. wurde ein Wasserkraftwerk entgegen großem Protest von Umweltschützern gebaut. Seine Schönheit wird durch dessen Unberührtheit geprägt.
Inspiriert wurde dieser Schritt von einigen Internationalen Präzedenzfällen. So wurden die Rechte der Natur bereits 2011 in Ecuador in ihren Anfängen etabliert. Damals begann die erstaunliche Entwicklung der Idee der Rechte der Natur bis zur Verankerung in der Verfassung auch mit der lokalen Etablierung der Rechte eines Flusses, dem Vilcabamba River. Jean-Charles Piétacho, der Chef des Innu Rats of Ekuanitshit, hat sich bei einer Reise zu dem Whanganui River in Neuseeland von dem dortigen Zustand der Idee erkundigt. Dort wurden dem Fluss bereits 2017 seine Rechte zugesprochen. Seitdem haben die Moari, die Eingeborenen Neuseelands, im Wege der Repräsentation des Flusses den Schutz dessen seitdem sicherstellen und erweitern können.
„Wir sind nicht die Besitzer des Flusses", sagte Piétacho. "Die Innu von Ekuanitshit waren schon immer die Beschützer des Nitassinan (angestammtes Gebiet) und werden es durch die Anerkennung der Rechte des Muteshekau-shipu-Flusses auch weiterhin sein.“
Die Neun Rechte enthalten: 1) das Recht zu fließen; 2) das Recht, seine Zyklen zu respektieren; 3) das Recht, seine natürliche Entwicklung zu schützen und zu erhalten; 4) das Recht, seine natürliche Biodiversität zu erhalten; 5) das Recht, seine wesentlichen Funktionen innerhalb seines Ökosystems zu erfüllen; 6) das Recht, seine Integrität zu erhalten; 7) das Recht, vor Verschmutzung sicher zu sein; 8) das Recht, sich zu regenerieren und wiederhergestellt zu werden; und vielleicht am wichtigsten, 9) das Recht zu klagen.
Alain Branchaud, Geschäftsführer der Canadian Parks and Wilderness Society, Quebec Chapter, erläutert: „Dies ist eine Möglichkeit für uns, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und nicht länger darauf zu warten, dass die Regierung von Quebec diesen einzigartigen Fluss schützt.“
Auch wenn noch gerichtliche Instanzen die Entscheidung in Frage stellen könnten, sind die Beteiligten determiniert weitere Dämme oder Schäden von dem Fluss durch dieses Mittel abzuwenden. Es lässt hoffen, dass die kanadische Regierung und Gesellschaft den Wert der Natur im Vorbild Ecuadors rechtlich anerkennen und die Welt diesem Beispiel folgt.