Ich bin der Fluss: Die Rechte der Natur – einfach erklärt
Mai 31, 2025
By: mucmib
Keine Kommentare
Rechte der Natur – einfach erklärt
Die Rechte der Natur – einfach erklärt
Was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: „Die Natur braucht Rechte“?
Ganz einfach:
Wir meinen, dass Flüsse, Berge, Wälder oder Tiere nicht nur Sachen sind.
Sondern lebendige Mitwelt.
Und dass sie im Recht als eigenständige Wesen anerkannt werden – mit Würde, Stimme und einer eigenen Rolle im gesellschaftlichen Leben.
Warum das wichtig ist
Bis heute gilt: Nur Menschen oder Firmen werden im Recht ernst genommen.
Die Natur nicht. Sie ist juristisch ein Objekt – eine Sache.
Aber das reicht nicht mehr.
In einer Welt der Klimakatastrophe, des Artensterbens und der ökologischen Katastrophen geht es längst nicht mehr nur um gestörte Beziehungen.
Es geht um etwas Grundsätzlicheres:
Um die Zerstörung der gesamten Lebensgrundlage –
für uns Menschen, für Tiere, für Pflanzen, für den ganzen Planeten.
Wir tun oft so, als müssten wir die Natur einbinden.
In Wahrheit aber sind wir vollständig eingebunden und abhängig von ihr.
Rechte der Natur helfen uns, das endlich zu erkennen –
und unser Denken zu verändern:
Vom Anthropozentrismus hin zu einem ontozentrischen Verständnis.
(Ontozentrisch bedeutet: Der Mensch steht nicht mehr im Mittelpunkt des Denkens. Sondern das Leben selbst – in all seinen Formen.)
Die Natur ist nicht für uns da.
Wir sind Teil von ihr.
„Aber das ist doch nur juristische Fiktion!“
Diesen Satz hört man oft. Auch im Deutschlandfunk sagte eine Journalistin genau das.
Aber was heißt das?
Juristische Fiktion bedeutet: Etwas wird im Recht so behandelt, als ob es eine Person wäre – auch wenn es keine ist.
Eine Firma ist keine echte Person – aber sie darf klagen.
Ein Staat ist ein rechtliches Konstrukt.
Eine Stiftung gehört ebenfalls dazu. Niemand stört sich daran.
Warum also nicht auch für die Natur?
Es geht nicht darum, so zu tun, als ob die Natur ein Mensch wäre.
Sondern darum, sie rechtlich als eigenständige Wirklichkeit anzuerkennen.
Nicht, damit sie formell mitreden darf – sondern damit wir unsere Abhängigkeit und Mitverantwortung anerkennen.
Was die indigenen Völker schon immer sagen
In Aotearoa (Neuseeland) sagen die Māori: „I am the River – the River is me.“
Diese Worte drücken eine Beziehung aus, die tiefer geht als unser westliches Denken.
Sie sagen: Mensch und Natur sind keine Gegensätze.
Sondern ein Ganzes.
Rechte der Natur sind deshalb keine technokratische Idee.
Sie sind ein kultureller und spiritueller Wandel – zurück zu dem,
was wir eigentlich immer schon wussten:
Wir sind Natur.
Und was heißt das für unser Zusammenleben?
Wenn wir die Natur als eigenständige Rechtsperson anerkennen,
verändert sich nicht nur das Rechtssystem –
sondern unser gesamtes Verhältnis zur Wirklichkeit.
Dann geht es nicht mehr darum, wie wir sie schützen oder berücksichtigen.
Sondern darum, wie wir leben können, ohne die Lebensgrundlage zu zerstören, die uns trägt.
Ein Großprojekt müsste dann nicht nur wirtschaftlich oder technisch geprüft werden –
sondern auch aus Sicht der Landschaft, des Wassers, des Bodens.
Nicht als „Einbindung der Natur“.
Sondern als Anerkennung:
Ohne sie – kein Leben.
Und: Die Natur hat ein Recht, im gesellschaftlichen Leben gehört und vertreten zu sein –
nicht weil wir es ihr gewähren,
sondern weil sie nicht nur Teil, sondern Ursprung und Trägerin dieses Lebens ist.
Rechte der Natur – das ist keine Utopie
In Ecuador.
In Bolivien.
In Kolumbien.
In Neuseeland.
In Spanien.
Und vielleicht bald auch bei uns – in Deutschland.
Denn wir stehen vor einem echten Wendepunkt.
Und es ist an uns, ob wir ihn gehen – oder weiter zerstören, was uns trägt.
MITeinander für die MITwelt.
Weil der Mensch Natur is(s)t.